„Traumhochzeit“ forderte Schauspieler und Publikum Nachdem alle Vorstellungen seit der Premiere im Dezember vergangenen Jahres ausverkauft waren, beendet die Ruhpoldinger Heimatbühne mit der 13ten Aufführung eine überaus erfolgreiche Saison.
Das hochkarätige Ensemble gab bei dieser herrlichen Verwechslungskomödie alles und machte die rasante Inszenierung von Hermann Hipf zu einem Renner. Aber auch das Publikum musste ständig am Ball bleiben, denn wer einmal den Faden verloren hat, war hoffnungslos verloren Nachdem „Nachtportier“ Rudi und seine Belegschaft die „Hochzeitsgäste“ in der festlich gedeckten Aula des Pfarrzentrums begrüßt hatten, nahm das „Hangover“-Drama in der schrillen Hochzeitssuite im 70-Jahre-Style gnadenlos Fahrt auf. Dass ein Junggesellenabschied am Abend vor der Hochzeit keine gute Idee ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Bräutigam Alex (Michael Lindhuber) und sein Trauzeuge Hans (Simon Geierstanger) landeten erwartungsgemäß am Tag danach im totalen Chaos. Die beiden Beziehungs-Ausnahmetalente mussten die Ereignisse der vergangenen Nacht irgendwie vor der Braut (Christina Zeller) vertuschen. Die wurde an ihrem großen Tag verständlicherweise zunehmend nervös. Im emotionalen Ausnahmezustand ahnte sie langsam aber sicher, dass ihre Traumhochzeit wohl von Anfang an nie eine solche hätte werden können. Hinzu kam Lisa (Johanna Neumaier), die Freundin von Hans, in einem Wechselbad der Gefühle zwischen sehr kleinen und sehr großen Momenten. Und um den Wahnsinn zu vervollständigen wollte Linda (Theresa Frisch), das holländische (!) Zimmermädchen, ihre Arbeit machen. Es folgten hanebüchene Lügen, Verwirrungen und Entwirrungen im Sekundentakt. Immer wenn man glaubte, der Handlung folgen zu können, setzte die Dramaturgie einen drauf. Erst musste die Brautmutter (Sonja Hartl) erkennen, dass ihre Harmonieträume zunehmend ausgeträumt sind und schließlich setzte der entnervte Hoteldirektor (Fritzi Fischer) dem Ganzen die Krone auf. Nicht zu vergessen ist die kleine, feine Liebesgeschichte, die trotz allem Klamauk, nicht unbedingt romantisch, aber stimmig und nachvollziehbar umgesetzt wurde. Alle Akteure lieferten ausnahmslos eine reife, hochklassige schauspielerische Leistung ab. Hervorheben muss man dennoch zum einen Theresa Frisch, die dem holländischen Dialekt auf sehr hohem Niveau treu blieb und zum anderen Michael Lindhuber. Er schaffte es beinahe in einem sensationellen Schlußmonolog alles aufzuklären, aber eben nur beinahe. Die Technik mit Hans Wiser, Oscar verdächtige Frisuren von Selma Götz und das Publikum selbst, sehr oft im 70er-Disco-Look erscheinend, rundeten ein höchstvergnügliches Theatererlebnis ab. Die Heimatbühne bedankt sich für den tollen Zuspruch, den sie in den letzten Jahren erhalten hat und geht in die Sommerpause – bastelt aber schon an einem neuen Stück, das im Herbst auf die Bühne gezaubert werden soll. Volker Schweidler Kommentare sind geschlossen.
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AuthorHermann Hipf Archives
Oktober 2024
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